Von Sesilia Kalß, American Express Global Business Travel Consulting
Wer sich auf den Weg zu einem nachhaltigen Mobilitätsprogramm für Geschäftsreisen macht – genauer: für Bahnen, Busse, Trams, Taxis und E-Scooter –, muss mit Umwegen rechnen. Die lokale Infrastruktur, die Buchungsprozesse der Leistungsträger und nicht zuletzt die Motivation der Reisenden entscheiden darüber, ob ein umweltfreundliches Mobilitätsprogramm vorankommt oder auf Abwege gerät.
Der Reihe nach.
Bahnfahren ist der Kern nachhaltiger Mobilität am Boden
Viele Kunden von Amex GBT steigen zurzeit auf die Schiene um. Sie haben erkannt, dass sie angesichts ihrer CO2-Ziele ihre Reisenden nicht mehr überallhin mit dem Flugzeug schicken können.
Die Zahlen sprechen für sich: Unsere Daten zeigen, dass Kunden von Amex GBT Select und Egencia auf bestimmten Strecken, auf denen die Bahn eine sinnvolle Alternative zum Flugzeug darstellt, ihre Emissionen durch den Umstieg um 90 Prozent senken können.
Die Bahn ist für Geschäftsreisen aber nicht nur aus Gründen der Umweltfreundlichkeit eine attraktive Alternative. Angesichts der Zeit, die für die Fahrten zum und vom Flughafen und für die Sicherheitskontrollen anfällt – ganz zu schweigen von der zunehmenden Zahl von Störungen im Flugbetrieb –, kann eine Zugfahrt schneller sein als ein Flug. Und sofern es auf der fraglichen Bahnstrecke Wettbewerb zwischen verschiedenen Bahnen gibt, wie es in Europa immer häufiger der Fall ist, können Zugfahrten auch günstiger sein. Zudem lässt sich in Zügen besser arbeiten.
Natürlich ist die Bahn manchmal die schlechtere Wahl. Zum Beispiel verfügen heute nur eine Handvoll Länder über eine Hochgeschwindigkeits-Infrastruktur, die den Anforderungen von Geschäftsreisen gerecht wird. Die Buchung einer grenzüberschreitenden Reise kann zudem zu – sagen wir: Reibungsverlusten führen. Denn manchmal werden drei oder vier Fahrkarten von verschiedenen Anbietern benötigt, die ihre jeweils eigenen Apps haben.
„Wenn ich zum Beispiel von London nach Frankfurt fahre“, sagt mein britischer Kollege Josh Collier, „dann kann ich diese Bahnfahrt nicht durchbuchen. Ich muss sie aufteilen. Das ist ein großer Nachteil, wenn es darum geht, die Leute zum Bahnfahren zu motivieren. Sie können nicht auf einen Blick vergleichen, wie lange eine Reise dauern wird. Sie müssen sich hinsetzen, ihre Reiseroute planen und alles ausrechnen.“
Außerdem können Sprachbarrieren ein Problem darstellen. Im Gegensatz zu Flughäfen, die für internationale Reisende ausgelegt sind, gibt es auf Bahnhöfen oft nur Schilder und Hinweise in der Landessprache. Dies kann es für ausländische Reisende schwieriger machen, sich im Bahnhof zurechtzufinden, Fahrkarten zu kaufen und umzusteigen.
E-Autos können die Nachhaltigkeit beflügeln
Unternehmen integrieren zunehmend E-Mietwagen in ihre Nachhaltigkeitsstrategie. Die Emissionen, die mit einem Elektrofahrzeug verbunden sind, schwanken zwar je nach Reiseziel und je nachdem, wie der Strom am Ort erzeugt wird. Dennoch ist es eine viel umweltfreundlichere Fortbewegungsweise als benzinbetriebene Autos. Dem Beyond Tailpipe Emissions Calculator des US-Energieministeriums zufolge stößt ein durchschnittlicher Pkw etwa 400 Gramm Kohlendioxid pro Meile aus (249 Gramm pro Kilometer). Im Gegensatz dazu produziert ein Standard-Elektroauto etwa 110 Gramm CO2 pro Meile (68 Gramm pro Kilometer), basierend auf dem durchschnittlichen US-Strommix.
Leider gibt es einige Hindernisse für die Einführung von E-Fahrzeugen. Ganz oben auf der Liste steht die Frage des Ladens. Viele Hotels haben keine oder nur einige wenige Ladestationen. Viele Geschäftsreisende zögern auch, ein E-Fahrzeug zu mieten, wenn sie noch nie eines gefahren haben. Die Autovermietungen bemühen sich, diese Bedenken abzubauen, indem sie die Fahrer mit den E-Fahrzeugen vertraut machen.
Um die Nachfrage anzukurbeln, wird das Mieten eines E-Fahrzeugs außerdem immer günstiger. Der Preis für die E-Fahrzeug-Miete mag anfangs für viele abschreckend gewesen sein, aber er sinkt allmählich, da immer mehr E-Modelle verfügbar sind. Es ist zwar immer noch etwas teurer als ein herkömmliches Fahrzeug, aber wir erwarten, dass sich die Preise im Laufe des nächsten Jahres angleichen werden. Außerdem sparen E-Fahrzeuge die Benzinkosten.
Mikromobilität ist in bestimmten Situationen sinnvoll
Da die Städte überall auf der Welt immer mehr Parkplätze für E-Fahrzeuge reservieren und damit die Parkplatzsuche erschweren, treten Optionen der Mikromobilität auf den Plan, also Elektrofahrräder und -roller.
Noch vor ein paar Jahren hätte kein Unternehmen über Mikromobilität nachgedacht. Sie hätten E-Scooter als Freizeitspaß abgetan. Aber jetzt werden alle Möglichkeiten des Bodentransports in Betracht gezogen, sogar Lyft und Uber. Sie können im Transportmix für Mitarbeiter oder für Geschäftsreisen durchaus Sinn haben, zumindest auf lokaler Basis. Mikromobilität kann eine hervorragende Option für mobile Arbeitnehmer sein, die in die Stadt fahren, in die sie früher jeden Tag gependelt sind.
Für internationale Reisen gibt es allerdings einige Hindernisse. Da die Anbieter nicht international aufgestellt sind, müssen Buchungen lokal vorgenommen werden. Außerdem ist es nicht empfehlenswert, sich mit Navi und E-Scooter auf den Weg durch eine fremde Stadt zu machen. (Vor allem nicht mit Jetlag!)
Auf die Mitarbeiter kommt es an
Eine der größten Herausforderungen für die Umsetzung eines nachhaltigen Mobilitätsprogramms jenseits der Flüge ist allerdings, die Mitarbeiter dazu zu motivieren, sich auf den Übergang einzulassen. Wer eine Change-Management-Strategie entwickelt, sollte Alter, Position und Denkweise der Zielgruppe kennen.
Wer auf Widerstand von Reisenden stößt, sollte die neuen Richtlinien erläutern. Viele vergleichen vielleicht eineinhalb Stunden Flug mit fünf Stunden Zugfahrt, doch sie übersehen eben die Zeit für die An- und Abreise zum und vom Flughafen und die Wartezeit dort. Es geht also darum, solche Dinge zu erklären und die richtigen Vergleiche zu ziehen.
Erste Schritte
Der Versuch, alles auf einmal zu machen, bringt nichts. Es gibt so viele kleine Unterschiede zwischen den Orten der Welt, dass es praktisch unmöglich sein wird, die Richtlinien auf alles einzustellen. Es ist besser, mit einigen schnellen Erfolgen zu beginnen.
„Zum Beispiel“, sagt mein Kollege Josh Collier, „sollten die Leute nicht mit dem Flugzeug von London nach Paris, Brüssel oder Amsterdam reisen, sondern mit dem Zug. Das ist ein Quick Win, denn Eurostar bietet einen sehr nutzungsfreundlichen Buchungsprozess.“
Am Anfang gibt es noch viele Möglichkeiten. Für Unternehmen mit etablierten Nachhaltigkeitsprogrammen kann es schwieriger sein, neue Maßnahmen zu finden, um ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen. Aber genau da kommt Amex GBT ins Spiel.
Wenn Sie Unterstützung bei der Analyse all der Details benötigen, um herauszufinden, wo sich noch mehr Emissionen einsparen lassen, wenn Sie die besten Bahnverbindungen für Ihr Unternehmen ermitteln wollen oder wenn Sie einen frischen Blick auf Ihre Change-Management-Strategie benötigen – wenden Sie sich an unser Consulting-Team.
Weitere Informationen zu diesem Thema – wie auch zu den allgemeinen Trends, die Ihr Reiseprogramm beeinflussen – finden Sie im „Ground Monitor 2023–2024“ von American Express Global Business Travel Consulting.
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